Druide

Das Neuheidentum beschäftigt sich bei der Suche nach seinen Wurzeln vor allem mit antikem Paganismus in Europa. Meist besinnen sich die Menschen auf ihre eigenen Vorfahren und suchen in der Geschichte der antiken Völkern spirituelle Inspiration für die heutige Zeit. Neben den klassischen römischen und griechischen Religionen ist vor allem über die Kultur der Germanen und Kelten einiges überliefert. Da die Germanen in Deutschland durch die Zeit des Nationalsozialismus besonders vorbelastet sind, wenden sich viele den Kelten zu. Aus Texten klassischer, römischer Autoren wissen wir, dass es bei den Kelten eine Priesterkaste gab, deren Mitglieder die Druiden sind. Diese unterteilten sich in Philosophen, Magier (vor allem Orakeldeuter) und Sänger (Barden). Es wird sowohl von Männern als auch von Frauen berichtet.

Da das Wissen der Kelten mündlich überliefert wurde und es keine konstante Tradition bis in die Gegenwart gibt, liegt heute kein original-druidisches Wissen mehr vor. Als Quellen dienen die klassischen Texte sowie archäologische Funde. Diese sind ambivalent: einerseits werden die Druiden als “edle Wilde” dargestellt: Menschen, die nicht durch die (römische) dekadente Zivilisation verweichlicht sind. Auf der anderen Seite beschreiben die Autoren grausame Menschenopfer, beispielsweise für Orakel oder als Dank im Krieg.

Seit dem 18. Jahrhundert existiert ein stark romantisiertes Bild der Druiden, vergleichbar mit der Umdeutung der Hexe durch die Frauenbewegung. Zu dieser Zeit wurden die Druiden auch erstmals mit Steinkreisen wie Stonehenge in Verbindung gebracht. Es entstanden Druidenorden ähnlich den Freimaurerlogen, in denen Frauen nicht zugelassen waren. Auch heute sind Druiden meist eher männlich orientiert, aber es gibt auch Orden, die für die Gleichberechtigung eintreten und Frauen aufnehmen. Zentrale Vorstellungen sind ein zyklisches Weltbild mit einem Kreislauf von Wiedergeburten und eine enge Verbindung mit der Natur. In Großbritannien sind Druiden seit 2010 offiziell als Religion anerkannt.