Schwarze Magie
Sobald man beginnt, sich mit Magie zu beschäftigen ist eine der ersten Fragen: Was ist der Unterschied zwischen schwarzer und weißer Magie? Oder auch: Ist schwarze Magie böse? Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser Artikel. Vielleicht hat man ein paar intuitive Vorstellungen davon, was sich hinter schwarzer Magie verbergen könnte. Tieropfer, düster gemurmelte Zaubersprüche in einem auf den Boden gemalten Pentagramm von einem in eine schwarze Robe gekleideten Magier/Hexer in einem Kreis aus blutroten und schwarzen Kerzen. Mit anderen Worten: Jede Menge Klischees.
Besonders Anfänger treiben diese Fragen um, da diese noch nicht in der Praxis gefestigt sind und möglicherweise Angst haben, sich durch ungewollt schwarzmagsiche Rituale einen negativen Effekt ins Leben zu holen. Oftmals wird dies in bedrohlich klingenden Warnungen in Foren noch gestärkt. Zum Beispiel wird auf das Dreifache Gesetz verwiesen, das besagt, dass alles was man tut, dreifach auf einen zurückfällt. Dementsprechend gibt es beispielsweise Hexen, die sehr ausdrücklich darauf bestehen, ausschließlich weißmagisch tätig zu sein und mit schwarzer Magie nichts am Hut hätten.
Im Neuheidentum ist eine recht verbreitete Meinung, dass schwarze und weiße Magie per se gar nicht existieren, sondern lediglich "graue Magie" oder einfach neutrale Magie, die erst durch die
Intention des Magiers oder der Hexe einen ethischen Wert bekommt. Magie an sich hat keinen Wert, sondern es liegt in der Verantwortung des Menschen wie er sie einsetzt. Im weitesten Sinne ist
Magie eine Veränderung der Wirklichkeit durch den eigenen Willen. (Mehr dazu hier.) Die Magie
an sich hat dabei noch nichts getan. Vielmehr entscheidet, was der Praktizierende mit dieser Technik anstellt. So kann er aus Frust und Zorn seinem Nachbarn etwas Schlechtes an den Hals wünschen,
ihn also verfluchen. Oder er kann durch ein magisches Ritual seine impulsive Art besänftigen und damit etwas für sein eigenes Wohl tun. Die Art der Magie hängt an der Person, die sie ausübt und
ist nicht losgelöst.
Genauso wird oft der klassische Liebeszauber (paradoxerweise) als eine zutiefst schwarzmagische Praktik gesehen, da er in den freien Willen desjenigen eingreift, der in die Beziehung gezwungen
wird. Grob könnte man sagen, sobald man in jemandes privaten Raum, seinen Willen und seine Lebenswelt eingreift, ohne dass derjenige davon weiß, hat Magie einen moralisch negativen Beigeschmack.
Dies betrifft auch (den vielleicht weniger ersichtlichen Fall) einen nett gemeinten Heilzauber für einen Freund oder ein Familienmitglied.
Oftmals wird etwas, das mit Symbolen arbeitet, die man nicht kennt oder die einem befremdlich erscheinen als negativ wahrgenommen. Überzeichnete Darstellungen in Medien von seltsamen Vodoo-Priestern und satanistischen Ritualen tun dabei ihr übriges. Dennoch sollte man darüber reflektieren, was in einem das Unbehagen auslöst. Das oben beschriebene Ritual eines Magiers im Pentagramm könnte dabei trotz der düsteren Symbolik ein Ritual zur Stärkung des Selbstbewusstseins sein (selbstverständlich ohne das Tieropfer). Klischees und Ideen über schwarze Magie stammen also meistens aus Unwissen oder Fehlinterpretationen.
© ls