Magisches Weltbild: Wie funktioniert Magie?

"Die Kunst der magischen Illusion besteht darin, Illusionen so lange und so kraftvoll zur Wirklichkeit zu erklären, bis sie tatsächlich Wirklichkeit geworden sind." (Frater V.D.) Dies mag zunächst nach einer ausgeswachsenen, selbstinduzierten Psychose klingen, ist aber auch außerhalb der Magie eine häufig eingesetzte, wirksame Methode. Mittels Autosuggestion kann die Selbstheilung angeregt oder auch das Selbstbewusstsein gestärkt werden - ganz ohne “Hokuspokus”.

Amulett von Venus und Mars nach Athanasius Kircher
Amulett von Venus und Mars nach Athanasius Kircher

Warum also Magie? Das Stichwort im oben stehende Zitat ist “kraftvoll”. Einen Wunsch einfach nur auszusprechen führt in der Regel leider nicht dazu, dass er in Erfüllung geht. Der übliche Ratschlag diesbezüglich lautet dann: “Du musst es auch wirklich glauben.” Im Kern bedeutet das, dass das Unterbewusstsein überzeugt werden muss und dies ist der Bereich, in dem die Magie ins Spiel kommt. Unser Unterbewusstsein arbeitet mit Bildern, Sinneseindrücken und auf körperlicher Ebene. Diese werden mit magischen Ritualen angesprochen.


Rituale müssen aber auch rational Sinn für uns machen. Daher arbeitet man in der Magie mit Korrespondenzen und Analogien. Ein typisches Beispiel hierfür sind Farbkorrespondenzen: rot steht für die Liebe, grün für die Hoffnung, weiß für Reinheit, etc. Bei einem Initiationsritual könnte man also beispielsweise weiße Kerzen verwenden und damit den neuen, unberührten Lebensabschnitt darstellen. Generell spielen Symbole während Ritualen eine große Rolle, was sich auch in Ritualwerkzeugen wie Athame (Dolch), Räucherschalen, etc. widerspiegelt.

Magisches Weltbild

Brüder von Limburg: Très Riches Heres du Duc de Berry; Übersicht über Korrespondenzen der Sternzeichen und des Körpers
Brüder von Limburg: Très Riches Heres du Duc de Berry; Übersicht über Korrespondenzen der Sternzeichen und des Körpers

Korrespondenzen sprechen das Unterbewusstsein an, Analogien berufen sich auf das magische Weltbild insgesamt.  Kurz gefasst könnte man dies folgendermaßen beschreiben: alles was im Mikrokosmos geschieht, geschieht auch im Makrokosmos - wie oben, so unten. Dies ist der Kern des hermetischen Welbildes. Der Grundgedanke dieses Modells ist, dass es möglich ist, mentale Zustände, Formen oder Beschaffenheiten in andere umzuwandeln. So wie man aus Wasser beispielsweise Dampf oder Eis machen kann, kann man auch Liebe in Gleichgültigkeit oder Hass transformieren. Hier ist die Beschränkung der Magie impliziert: man kann nur die Ausrichtung oder den Grad eines Zustandes beeinflussen und auch nur Dinge, die im eigenen, tatsächlichen Einflussbereich liegen. Man kann also nicht eine Teekanne in eine Frosch verwandeln oder einen Krieg beenden. Insgesamt gilt: alles ist miteinander verbunden und kann durch Analogien beeinflusst werden.

Erklärungsmodelle der Magie

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Wirksamkeit von Magie zu erklären: entweder stammt die Macht, Magie zu wirken vom Magier selbst oder sie kommt von “übernatürlichen” Lebewesen. Dies schlägt sich in folgenden Magiemodellen nieder:

 

Geistermodell

Magie funktioniert mittels Geistern (Dämonen, Engeln, ...). Im Falles eines Zaubers zur Erlangung einer Anstellung würde dies bedeuten, dass beispielsweise ein Engel, ein Dämon oder ein anderes Geistwesen den Personalchef dazu bewegt, die Stelle an denjenigen zu vergeben, der den Zauber gewirkt hat. Ein klassisches Beispiel für das Geistermodell ist die Dämonenmagie, wie sie bereits aus dem Mittelalter bekannt ist. Auch der Schamanismus fällt in diese Kategorie, da Schamanen mit Geistern arbeiten, wobei sich diese aber auf einer anderen Ebene befinden. Damit dieses Modell funktioniert, muss der Magier oder die Hexe über viel Detailwissen verfügen, z.B. korrekte Beschwörungsformeln, die Topographie der Geisterwelt, etc.

 

 

Energiemodell

Magie wirkt durch die Übertragung von Energie. Es funktioniert unabhängig vom übernatürlichen Wesenheiten oder Göttern, sondern basiert auf der Annahme, dass alles eine bestimmte Form von Energie besitzt und diese beeinflussbar ist. Zur Erlangung einer Anstellung lädt sich der Jobsuchende beispielsweise mit positiver Energie auf, um einen guten Eindruck zu machen und so den Personalchef zu überzeugen. Natürlich gibt es hier auch andere Szenarien, die dann der Kreativität und Persönlichkeit des Magiers bzw. der Hexe überlassen bleiben. Diese Vorstellung von Magie verlangt eine ausgeprägte feinstoffliche Wahrnehmung und die Fähigkeit, Energie zu visualisieren und zu übertragen.

 

 

Psychologisches Modell

Das psychologische Modell verlagert die anderen beiden Modelle in die Psyche des Individuums. Es ist vor allem von Carl Gustav Jung inspiriert und folgt den Vorstellungen der Human Potential Bewegung (der Mensch ist zu viel mehr in der Lage, als ihm momentan bewusst ist). Das psychologische Modell geht davon aus, dass alle Magie allein im Geist des Einzelnen stattfindet und es dementsprechend irrelevant ist, wie er sie aktiviert. Ein pragmatisches Beispiel hierfür ist das Thema Heilung: wenn ein Patient der Meinung ist, dass seine Kopfschmerzen durch eine Dämon oder Geist ausgelöst wurden, wird ihm ein Exorzismus helfen. Denkt er aber, dass ein Energiemangel die Ursache ist, wird ihm vielleicht eine Heilung mittels Reiki helfen. Ist er überzeugt, dass eindeutig ein physiologisches Problem vorliegt, zieht er vielleicht eine Aspirin vor. Insgesamt gilt die Devise: was wirkt ist wahr.



©kb